
Der bekannte Journalist, Moderator und Kunstsammler Kurt Aeschbacher führte durch die Ausstellung «Raum und Kunst als Lernbegleiterin» im Talent Campus Zürichsee.
Montagabend in Wurmsbach. Im ehemaligen Mädcheninternat zwischen Jona und Bollingen ist seit bald drei Jahren der Talent-Campus Zürichsee zuhause. Das ganze Gebäude ist kein klassischer Lernort. Er ist Galerie, Denkraum, Bühne. All das ist bewusst so gestaltet. Es gibt Schulräume, da riecht es nach Whiteboard-Marker und ausgelatschten Finken. Und dann gibt es den Talent-Campus Zürichsee. Hier riecht es nach Neugier. Nach Fragen und Ideen, die in der Luft hängen. Und nach Kunst.
Wenn Kunst mitredet
Hier, wo sich Jugendliche auf die Mittelschule vorbereiten oder im Gymnasium «à la carte» lernen, hängen Werke aus der Sammlung von Kurt Aeschbacher, schuleigene Installationen und Werke anderer Kunstschaffender. Die aktuelle Kunstausstellung zeigt, wie Räume selbst zu Lernbegleitern werden. Mehr noch: wie zeitgenössische Kunst das Lernen nicht nur begleitet, sondern verändert. Eine Einladung, Schule neu zu denken. Und zwar mit allen Sinnen. Was geschieht, wenn nicht mehr nur Tische und Stühle das Lernen prägen, sondern Kunstwerke, die Raum und Gedanken einnehmen?
Gastgeber mit Charisma
Dass Kurt Aeschbacher durch die Ausstellung führte, war mehr als ein Programmpunkt. Es war ein Statement. Der Mann, der jahrzehntelang durch Talkshows führte, führte durch Räume, in denen Kunstwerke Geschichten erzählen, die zu Gesprächen, zum Schweigen oder zur Reflexion führen.
Kurt Aeschbacher erzählte mit ansteckendem Spirit von seiner Sammlung, von Begegnungen mit Kunstschaffenden, von Bildern, die hängenblieben. Im Kopf wie im Raum. Seine Ausführungen öffneten den Blick auf seine private Sammlung, auf die Geschichten hinter den Werken und auf ihre Wirkung im Schulalltag. Es war eine Reise durch eine Welt voller Inspirationen, Geheimnisse und Offenbarungen. Man hörte ihm zu, weil man wollte, und nicht, weil man da war.
Was passiert, wenn ein Gemälde zum stillen Gesprächspartner wird? Wenn eine Skulptur zum Impuls für ein Projekt wird? Das erzählten am Montagabend Lernende auch den Besuchern selbst, als sie ihre eigenen gestalterischen Arbeiten vorstellten. Berührend offen gaben sie den Blick frei auf ihre beeindruckenden Talente im Fach «Bildnerisches Gestalten».
Raum und Kunst als Lernbegleiter
Im Konzept des Talent-Campus ist der Raum mehr als Hülle, er ist Mitspieler. Ein sogenannter «dritter Pädagoge», der Atmosphäre schafft, das Denken anregen und Emotionen wecken soll. Die Kunstwerke sind im Campus mehr als Dekoration. Sie laden zum Verweilen ein. Zum Staunen. Und manchmal zum Widerspruch.
Die Ausstellung macht erfahrbar, was passiert, wenn Lernen nicht nur funktional gedacht wird, sondern ästhetisch, sinnlich, als Dialog. Der Gang durch den Campus und der Kontakt mit den Lernenden machte auch betroffen. So meinten Besucher, dass dieser Lernort, diese Art von «Schule» eigentlich der Normalfall sein sollte. Und nicht das, was man als «öffentliche Schule» kennt.