
«Rapperswil-Jona ist voller Lösungen», behauptet das Stadt-Labor, welches Mitte Mai auf dem Hauptplatz der Innenstadt Station gemacht hat. Mit Unterstützung der InnoGarage (Atelier du Futur) haben Gymnasiast:innen des Talent-Campus Zürichsee den Beweis angetreten, dass diese Behauptung in hohem Masse zutrifft.
Bahnhof Jona, GLEIS NULL, kurz vor 13 Uhr 30. Schwungvoll biegt Markus Arnitz auf seinem Fahrrad in den Velokeller ein und begrüsst mit Jael Giovannini und Mia Browa zwei Jugendliche des Talent-Campus Zürichsee, die heute die Abgabestelle für gerettete Lebensmittel im Auftrag des Stadt-Labors unter die Lupe nehmen.
Der Name ist Programm
«Wie läuft das Geschäft?», fragt Jael den Präsidenten des Foodsave-Vereins FOOD4U2. Ein Geschäft sei die Abgabestelle nicht, schmunzelt Arnitz, sondern ein karitatives Projekt. Der Name GLEIS NULL sei Programm, sowohl was Standort als auch Miete und Preis der Lebensmittel betrifft, alles sei auf Null gestellt. Und Ja, es laufe ausgezeichnet, manchmal seien es über 60 Personen, die mittwochs und samstags vor 18:30 Uhr auf den Moment warten, bis die Schiebefenster geöffnet werden und im Losverfahren entschieden wird, in welcher Reihenfolge Lebensmittel bezogen werden können. Mia zieht symbolisch ein laminiertes Los und erwischt mit der Nummer 64 eine hohe Zahl. Sie müsste also ganz hintenanstehen und geduldig warten, bis sie an der Reihe ist. Das Essen werde so verteilt, dass es auch für die höheren Nummern reiche, sagt Arnitz, mit der kontrollierten Abgabe werde sichergestellt, dass nicht gehamstert werde.
«Ich finde es toll, dass Markus Arnitz ein Projekt gestartet hat, bei dem Menschen kostenlos Essen bekommen, das sonst weggeworfen würde. Es beeindruckt mich, dass er das freiwillig macht und nichts dafür verlangt. Man merkt, dass ihm das Projekt sehr wichtig ist. Schön ist auch, dass so viele Leute kommen und der Verein gut läuft. Solche Ideen machen eine Stadt besser.» (Mia Browa)
Ehrenamtliches Engagement
Szenenwechsel. Eine Stunde später treffen Jael und Mia auf dem Hauptplatz ein, um im temporären Stadt-Labor Bericht zu erstatten. Besonders beeindruckt hat die beiden Mitarbeiterinnen, mit welcher Leidenschaft der Initiant des Foodsave-Projektes jede Woche 10 bis 12 Stunden gratis und franko in sein «Hobby» investiert, das Retten und Verschenken von Lebensmitteln ist ihm ganz offensichtlich ein Herzensanliegen. Auf einer analogen Stadtkarte, die auf einer Staffelei steht, wird der Standort des Projektes eingetragen, ebenso auf der digitalen «Karte von Morgen».
Zukunftstaugliche Projekte
«Bis vor kurzem war die Stadt Rapperswil-Jona auf der internationalen Karte ein unbeschriebenes Blatt», sagt Regula Immler, die Leiterin des Stadt-Labors. Im Rahmen des Future Skills Unterrichts am Talent-Campus Zürichsee schwärmen Jugendliche mit Unterstützung der InnoGarage (Atelier du Futur) in verschiedenste Richtungen aus, um als Future Scouts zukunftstaugliche Projekte, Initiativen und Institutionen ausfindig zu machen, die zu einer lebenswerten, nachhaltigen Stadt beitragen. Und siehe da: Nach 3 Stunden Recherche finden sich auf der analogen Karte gegen 40 Einträge, von der offenen Werkstatt «Werk-Zeug-Haus» über «Ortimo – Der Laden für bewusste Geniesser» bis zur «Quartierinsel», einem mobilen Quartiertreff. «Das Stadt-Labor ist eine bereichernde Erfahrung, auch für mich als Host Managerin», sagt Ciara Mathieu, von der InnoGarage. Und eine tolle Möglichkeit, nachhaltige und soziale Initiativen kennenlernen und sich mit interessanten Persönlichkeiten austauschen. Eine solche Initiative scheine sehr gut multiplizierbar, auch in anderen Städten und Orten in der Schweiz.
Ehrenplatz im Büro des Stadtbaumeisters
Kurz vor 15 Uhr 30. Inzwischen ist auch Stadtbaumeister Marcel Gämperli im Stadt-Labor eingetroffen, um die analoge Karte in Empfang zu nehmen. «Rapperswil-Jona ist voller kleiner und grosser Lösungen», fasst Regula Immler das Zwischenergebnis zusammen. Erste Hotspots befinden sich in der Altstadt, rund ums Zeughausareal und den Grünfelspark. «Manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr», sagt Marcel Gämperli, der das Zwischenergebnis voller Freude entgegennimmt und verspricht, dass die Karte in seinem Büro als Reminder einen Ehrenplatz bekommt. Um daran zu erinnern, dass bei allen Schwierigkeiten auch manches gelingt.
Dieser Artikel ist am 19. Mai 2025 auch auf linth24.ch erschienen.
Mit freundlicher Unterstützung der InnoGarage.