Von der
Idee zur
Umsetzung


Jugendliche des Talent-Campus Zürichsee suchen Lösungen für Alltagsprobleme der Stadt Rapperswil. Auf die Situations­analyse und die Ideenent­wicklung folgt der Einstieg in die Umsetzungs­phase. Noch sind die ersten Ideen und Fantasien möglicher Lösungsansätze in den Köpfen der Jugendlichen gefangen, lassen sich noch nicht fotografieren, aber zumindest visualisieren – als Zwischen­schritt zwischen «Thinking» und «Acting outside the Box», zwischen «Imagination» (Vorstellen) und «Engineering» (Umsetzen).

WURMSBACH – Ideen und Sachverhalte visuell darzustellen, ist eine Kunst. Was früher dem Profi vorenthalten war, ist heute mit digitalen Hilfsmitteln auch für Laien möglich. Tutorials zeigen, wie mit Canva (Design-Tool), Bookcreator (multimediale E-Books), My simple Show (Erklärvideo), Stop Motion (Animationsfilm) oder Sketchbook (Zeichnungstool) umzugehen ist. Viele Apps sind intuitiv aufgebaut, sodass Jugendliche innert kurzer Zeit Darstellungen und Videos produzieren können, die sich sehen lassen.

LED-Boden-Ampeln

Mit «Canva» entsteht eine Veranschau­lichung der Petflaschen-Basketballanlage mit Belohnungs­system, die auf der Badewiese vor der Fachhochschule dazu animieren soll, den Müll auf spielerische Art und Weise getrennt zu entsorgen; Enya entwirft mit «Canva» ein Plakat, das auf die Einweihung der neuen LED-Boden-Ampeln inklusive Strassendisco hinweist; und Matthias visualisiert mit «Tinker-CAD» (3D-Designer), wie Fussgänger*innen auf eine Druckplatte stehen und damit ein Stück Strasse aktivieren können, die als steile Rampe vor rücksichtslosen Autofahrern schützen soll.

Analoger Modellbau

In der Bauphase können die Jugendlichen wählen, welchen Lösungsansatz sie mit wem und welchen Materialien weiterentwickeln wollen. In fünf Gruppen arbeiten sie mit Methoden aus dem agilen Projekt­management (eduScrum). Eine Gruppe baut mit Legosteinen die Ampelsituation beim Stadthofplatz nach, mit Originalbildern der Kreuzung im Hintergrund. Drei Gruppen entscheiden sich für Modelle aus Holz und Karton. Und eine Gruppe setzt sich zum Ziel, in Originalgrösse einen Prototyp der Petflaschen-Basket­ballanlage gegen Littering zu bauen, in Zusam­menarbeit mit Stefan Heuss. Der ausserschulische Experte steht immer dann mit Rat und Tat zur Seite, wenn die Jugendlichen nicht mehr weiterwissen oder an Grenzen stossen.

Delphin-Prinzip

Ein steiler Einstieg in die Beschäftigung mit Future Skills, der in kurzer Zeit aufzeigt, wer welche Neigungen und Kompetenzen mitbringt. Ein Prozess, der anspruchsvoll ist und von allen Beteiligten die Bereitschaft erfordert, neue Rollen und ungewohnte Wege auszuprobieren. «Es braucht ein schrittweises Heranführen ans projekt­orientierte, kreative Arbeiten in Teams, das so anders ist als der lehrer­zentrierte Inputunterricht», sagt Regula Immler, die Leiterin der Future Skills Ausbildung. Dazu komme, dass es die grosse Mehrheit der Jugendlichen eher an einen Bürotisch ziehe als an eine Werkbank. «Wir versuchen, scheitern, lernen und versuchen erneut, immer wieder.» Ein iterativer Prozess nach dem Delphin-Prinzip.

Jörg Metelmann und Harald Welzer (Hg.): Imagineering. Wie Zukunft gemacht wird. 2020.