«I’m not here to be average»


RAPPERSWIL/WURMSBACH – Der Motorrennsport ist seine grosse Leidenschaft. Kevin Aebi, Praktikant am Talent-Campus Zürichsee, fährt doppelgleisig: seit 2019 als semiprofessioneller Rennfahrer in der SimRacing Profiliga, seit 2021 in echten Rennautos auf realen Strecken. Ein Gespräch über seine Rollen als Praktikant und als Motorrennfahrer.

Von Mark Riklin

Kevin Aebi (18) aus Gossau ZH ist für den Talent-Campus Zürichsee (TCZ) ein Glücksfall. Als Allrounder ist der Praktikant überall einsetzbar, wo Not am Mann oder an der Frau ist. Als IT-Supporter ist er erste Anlaufstelle, wenn das Notebook zum wiederholten Male abstürzt. Als Personal-Trainer begleitet er Jugendliche bei der Vorbereitung auf Aufnahmeprüfungen an weiterführende Schulen. Und als Springer begleitet er Lektionen, wenn eine Lehrperson krankheitshalber ausfällt.

Verantwortung übernehmen

Seit letztem Sommer absolviert Kevin am TCZ sein Fachmatura-Jahr, bevor er im Sommer die Fachmittelschule mit Schwerpunkt Gesundheit und Naturwissenschaften abschliesst. Als nächstes möchte er die berufsbegleitende Passarelle machen, um Psychologie studieren zu können. Und am TCZ ein weiteres Jahr anhängen. Nicht als Praktikant, sondern als vielseitiger Mitarbeiter. Gerne möchte er sich weiterentwickeln, mehr Verantwortung übernehmen, in neue Rollen und Aufgaben hineinwachsen. Neue Praktikant:innen einarbeiten zum Beispiel oder Maturaarbeiten begleiten.

Motorrennsport als Leidenschaft

Stillstand ist nicht sein Ding. Kevin ist ambitioniert, möchte jeden Tag weiterkommen. Nicht nur auf seinem schulischen und beruflichen Weg, sondern auch in seiner grossen Leidenschaft, dem Motorrennsport. Sein Traumberuf ist Profirennfahrer, sein Vorbild Sebastian Vettel, sein Motto «I’m not here to be average», heisst es auf seiner Homepage. Einen Grossteil seiner Freizeit investiert er in seine Passion, feilt im Fitnessstudio an Kraft und Ausdauer, im Simulator an Reaktionszeit und Koordinationsfähigkeit. Zurzeit steckt er mitten in den Vorbereitungen der FIA GT3 Schweizermeisterschaft und der WM-Qualifikation 2026. «Meine Vision besteht darin, die optimale Version meiner selbst zu werden», sagt Kevin. «Das bedeutet nicht zwangsläufig, die absolute Spitze zu sein, sondern vielmehr, dass ich stets mein Bestes gebe, um meinen Zielen so nahe wie möglich zu kommen.»

Fulminanter Aufstieg

Wie diese Leidenschaft entstanden ist? Schon immer sei er auf der Playstation Formel-1-Rennen gefahren. Ausschlaggebend sei aber ein Besuch an der Game-Messe «Fantasy» in Basel gewesen, sagt Kevin in einem Interview mit Zürioberland24: «Dort habe ich mich zum ersten Mal in einen Simulator gesetzt und es scheinbar auf Anhieb sehr gut gemacht. Die Leute dort haben mich animiert, meine Leidenschaft weiterzuverfolgen.» Sein erstes Rennen habe er 2020 auf dem dritten Platz beendet, die Schweizermeisterschaft ebenfalls, als jüngster Teilnehmer wohlbemerkt. Ein fulminanter Aufstieg in kürzester Zeit.

SimRacing Profiliga

Seither ist Kevin als Nachwuchsfahrer in der SimRacing Profiliga unterwegs. Was das bedeutet? «Beim SimRacing wird der echte Automobilsport möglichst detailgetreu simuliert, was viel realistischer ist, als es klingt», sagt Kevin. «Wenn ich abrupt bremse, zieht sich die Sicherheitsgurte zurück. Touchiere ich eine Bande am Strassenrand, bekomme ich die Vibrationen am Lenkrad und in der Pedalerie zu spüren. Bei einem Unfall muss man ebenfalls einen Boxenstopp einbauen, um allfällige Schäden zu reparieren. Selbst die Wetterbedingungen des Austragungsortes werden simuliert, plötzlich erschwert Regen auf der Frontscheibe die Sicht. Zudem werden die Rennen auf Youtube und Twitch live übertragen, teilweise vor über 50'000 Zuschauer:innen, und Interviews gegeben.»

Klickpunkte

Nächste «Klickpunkte» folgten, wie Kevin die Meilensteine auf seinem Weg nennt: Der erste Vertrag in der Profi Kategorie der Racing Unleased Championship, die Aufnahme ins Talent Development Programm, ein Markenwechsel von T3 Motorsport zum Eastside Motorsport, die Auszeichnung als Sportler des Jahres in der Heimatgemeinde Gossau ZH und der der Einstieg in den realen Motorrennsport. «Gerne möchte ich den Profisport als Plattform nutzen, um Gutes zu bewirken und positive Veränderungen in der Welt herbeizuführen», heisst es auf seiner Homepage. Konkret: «Jungen Talenten mit Rat und Tat zur Seite stehen und sie eines Tages auch finanziell unterstützen, so wie ich es heute werde.»

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