Anlässlich eines Projekts innerhalb des Veranstaltungskonzepts «Green City Days», einem geplanten Anlass für die nachhaltige, grüne Stadtentwicklung von Rapperswil-Jona, waren in den letzten Wochen Jugendliche des Talent-Campus Zürichsee als Locationscouts unterwegs, um Orte zu dokumentieren, die aus jugendlicher Sicht eine Umnutzung oder Aufwertung verdienen. Vor ein paar Tagen haben sie im H13 Coworking Rapperswil ihre Ergebnisse zur Diskussion gestellt.
Von Mark Riklin
RAPPERSWIL-JONA – H13, Coworking Rapperswil, kurz nach 13:30 Uhr. Eine kleine Delegation der Futura Locations Scout AG unter Leitung von Regula Immler hat im grossen Sitzungszimmer Platz genommen, um in Form eines frisch gedruckten Fotobuchs einen jugendlichen Blick auf eine mögliche Zukunft der Stadt Rapperswil zu werfen. Bei Kaffee und Kuchen blättern sich Ainhoa, Chanelle und Alisa durch die Fotosimulationen, erläutern ihre Gedanken hinter einzelnen Ideen und nehmen Fragen und Reaktionen entgegen.
Soundingboard
Um den Tisch versammelt sind neben Stadtbewohner:innen der Auftraggeber Michael Rüegg (MIRU Architektur), die Landschaftsarchitektin Manuela Meier (Stadtentwicklung), der Tourismus-Stratege Simon Elsener (Rapperswil Zürichsee Tourismus), die Schriftstellerin Rahel Urech (Kommunizierbar) und der Gebäudetechniker Lukas Füglister (enex engineering gmbh): ein hochkarätiges, gut durchmischtes Soundingboard, welches die Ideen der Jugendlichen würdigt und unter unterschiedlichsten Perspektiven diskutiert.
Corpus delicti
Immer wieder bremsen die Gäste die Jugendlichen beim Weiterblättern, weil ein Motiv Fragen aufwirft. Am Fischmarktplatz zum Beispiel kann sich niemand in der Runde erklären, was Sinn und Zweck der halbhohen Betonmauer und der oberhalb montierten Metallstangen sein soll. Ein Abgrenzungsversuch? Ein Schattenspender? Ein Landeplatz für Vögel? Oder die karge Betonwüste hinter der UBS, sozusagen das «Corpus delicti» in der Fotodokumentation. «Das sind ja ein paar echte Verbrechen dabei», kommentiert Krimiautorin Rahel Urech die Unorte und Schandflecke der Stadt.
Bee-Stop
Besondere Aufmerksamkeit bekommt die Bushaltestelle Buechstrasse West, wo zurzeit mangels Sitzgelegenheit und Unterstand im Regen und im Stehen gewartet wird. Geht es nach den Empfehlungen der Futura Location Scout AG wird dort demnächst eine Bushaltestelle installiert, die dem Namen gerecht wird, und gleichzeitig eine Idee aus der niederländischen Stadt Utrecht getestet, die 316 Wartehäuschen bepflanzt und als sogenannte Bee-Stops erweitert hat. Aus Sicht von Simon Elsener ist es ein politisch sinnvoller Vorstoss, der dem Wunsch nach Biodiversität gerecht werden könnte.
Coffee-table-Book
Ein intensives Fachgespräch entwickelt sich, viel länger als vorgesehen. Nach zwei Stunden neigt sich der Austausch zwischen den Generationen dem Ende zu, Auftraggeber Michael Rüegg setzt zum Schlusswort an: «Oft sind es kleine Schritte, die eine Sache weiterbringen, statt auf die grossen Veränderungen zu warten.» Ein erster Anfang sei gemacht, jetzt sei wichtig, dass das Fotobuch in physischer Form als Coffee-table-Book durch die Stadt wandere und Schlüsselpersonen zum Nachdenken anrege.
Pop-up-Aktionen
Erste Samen sind gesetzt, Nachfolgeideen am Wachsen. Warum die Ideen der Jugendlichen nicht beim Stadtforum vor versammeltem Stadtrat präsentieren? «Das würde ich voll machen», sagt Chanelle. Als erstes präsentiert das bewährte Team aus Chanelle, Ainhoa und Alisa am 14. Mai ihre Vorschläge anlässlich des Zukunftsworkshops «Stadtidee Rapperswil-Jona» im Kunstzeughaus. Am 18. Juni soll als zweites die brachliegende Terrasse hinter der UBS als temporäre Siestalounge inszeniert werden, um aufzuzeigen, was mit einfachsten Mitteln in kurzer Zeit möglich wäre. Weitere ambulante Installationen und Pop-up-Aktionen sollen in den Sommermonaten folgen.
Link zum e-book «Green City Days» – Eine Reise in die Welt von morgen