RAPPERSWIL-JONA – Jugendliche des Talent-Campus Zürichsee verwandeln eine brachliegende Terrasse im Stadtzentrum in eine lauschige Siesta Lounge, die für Sommergefühle sorgt und gleichzeitig als Vorbote des Veranstaltungskonzepts «Green City Days» Fragen nach einer grünen, nachhaltig Stadtentwicklung aufwirft. Eindrücke vor Ort.
Von Mark Riklin
18. Juni 2024, der erste richtige Sommertag nach wochenlangem Regen und niedrigen Temperaturen. Heute ist es richtig heiss, auf der Stadtterrasse an der Merkurstrasse 1 klettert das Thermometer auf 28 Grad. Auf der Suche nach einem lauschigen Platz findet sich heute Mittag eine überraschende Alternative: Wie aus dem Nichts ist in kurzer Zeit eine Siesta-Insel mit rot-weiss gestreiften Liegestühlen, frisch gedeckten Bistrotischchen und Pflanzen aus dem nahe gelegenen Blumengeschäft «Arte e Fiori» entstanden.
26 Jahre alter Wunsch
«Herzlich willkommen in der Siesta Lounge», werden Passanten von jugendlichem Personal des Talent-Campus Zürichsee begrüsst. «Haben Sie Zeit für einen Kaffee?» - «Ja, seit 26 Jahren hoffe ich darauf, dass hier etwas passiert», strahlt Isabelle Hofmann, Geschäftsführerin des Coiffeursalons «haar und mehr», die von ihrem Arbeitsplatz aus einen direkten Blick auf die versiegelte, trostlose Steinwüste hat. Heute gehe ihr Wunsch nach einer Belebung des gesichts- und namenlosen Platzes endlich in Erfüllung. Die Hairdesignerin nimmt Platz und kommt sofort ins Gespräch mit der Lokalprominenz, ein illustres Tête-à-tête zwischen Menschen aus anliegendem Gewerbe, Stadtplanung, Landschaftsarchitektur, Tourismusförderung, Politik und Medien.
Pop-up-Aktionen als Türöffner
Die Plätze im kostenlosen Pop-up-Café füllen sich schnell, das Bedürfnis nach Sitz- und Liegeplätzen scheint ausgewiesen. Auch Marcel Gämperli, der Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen, sich einen Eindruck vor Ort zu verschaffen. Es sei gar nicht einfach, eine Sprache zu finden, um die Veränderungsbereitschaft in den Köpfen der Bevölkerung anzukurbeln. «Pop-up-Aktionen sind ideale Türöffner», sagt der Stadtentwickler, «temporäre Installationen nehmen Leuten durch ihre unverbindliche Form die Angst vor schnellen Veränderungen, gleichzeitig nisten sich die erlebten Ideen und Bilder in den Köpfen ein.»
Lust auf mehr
«Was können wir machen, damit es dieses Angebot jeden Tag gibt», fragt sich eine Gruppe Gewerbetreibende, die es sich in den Liegestühlen gemütlich gemacht hat. «Der ambulante Versuch zeigt, wie wenig es eigentlich bräuchte, um die Stadt zu beleben und zu verschönern», sagt Regula Immler, die Leiterin der Siesta-Installation. Die Grundstruktur mit den kreisförmig angeordneten Steinquadern sei bereits vorhanden, der Kiesboden in der Mitte prädestiniert für eine Siesta Lounge mit Strandfeeling. Ein Versuch, der Lust macht auf mehr.